Blue Steel - der blaue Stahl. Diese Farbe ist für Handfeuerwaffen weltberühmt. Bekannt wurde dieses Charakteristikum durch den Colt-Revolver. Andere Hersteller haben die Ästhetik des blauen Stahls schnell erkannt und zogen nach. Das Verfahren für diese ästhetische Aufwertung von Waffen aus den USA wird "Brünieren" genannt. Noch häufiger als die Blaufärbung ist die Schwarzfärbung von Waffen. Dennoch wird das Brünieren in den USA in jedem Fall als "Bluening" bezeichnet.
Mit viel Zeit und intensiver Forschung, gelang es unserem langjährig in unserer Werkstatt beschäftigten Büchsenmachermeister das Verfahren zum Brünieren annähernd zu rekonstruieren. Mit Hilfe von professionellen Waffenschmieden und Herstellern von Repliken historischer Pistolen aus den USA wurden alle notwendigen Kenntnisse für die charakteristische Blaufärbung der Waffen zusammen getragen.
Das letzte Geheimnis um das Brünieren des Stahls ist jedoch unwiederbringlich verloren gegangen. Selbst zahllose Gespräche mit Waffenfachleuten aus der ganzen Welt konnten nicht zur Herstellung der originalen Farbgebung führen. So, wie sie von Colt zwischen 1836 und 1863 angewendet wurde, kann heute niemand mehr Brünieren. Selbst der bekannte US-Waffenrestaurator Doug Turnbull kann sich mit all seiner Handwerkskunst dieser Farbgebung nur annähern. Auch Doug Turnbull erreicht durch das Brünieren nur die Farbtöne der Waffen, die nach 1863 hergestellt wurden.
Wer sich den "Colt Patterson M 1837" einmal genau anschaut, der erkennt schnell, worum es dem Kenner der Materie geht. Einem Schmuckstück gleich, schimmern Lauf und Trommel in einem stahlblauen Farbton, welcher in seiner Kühle und Eleganz den besonderen ästhetischen Wert dieser historischen Waffe ausmacht.
Hinzu kommt, dass die Nuancen der Farbgebung variieren: Bei 20 nebeneinander gelegten "M 1857" Colt Revolver sieht man leicht über 16 verschiedene Schattierungen und Ausprägungen des charakteristischen Blautons.
Erschwerend kommt hinzu, dass gerade die Oberflächenstruktur einer Waffe Veränderungen unterworfen ist. Durch Gebrauch werden Lauf und Trommel stark erhitzt. Bei kalten Temperaturen, Schnee und Regen wird die Waffe ebenso schnell wieder abgekühlt. Man darf eben nicht vergessen, dass diese Waffen nicht für Sammler, sondern als echtes Handwerkszeug zur Selbstverteidigung entwickelt wurden. Individuelle Verfärbungen der Waffen sind deshalb praktisch zwangsläufig die Folge.
Die damals verwendeten Stahlsorten sind heute ebenfalls nicht mehr verfügbar, was die Rekonstruktionen natürlich zusätzlich erschwert. Dennoch - dass die Laufflächen der Waffen absichtlich blau gefärbt wurden, ist eine historisch erwiesene Tatsache.
Nun weiß jeder, welcher sich ein wenig mit den Werkstoffen Stahl und Eisen auskennt, dass eine charakteristische Blaufärbung durch starkes Erhitzen hergestellt werden kann. Mit diesem Verfahren ist einfaches Gusseisen leichter einzufärben als hochwertiger Stahl - nur für den Waffenbau ist Gusseisen gänzlich ungeeignet.
Die durch Erhitzen auf über 300° C hergestellte Blaufärbung ist außerdem die sogenannte "Anlassfarbe". Metallurgisch betrachtet, ist sie nichts weiter als eine Oxydschicht, welche ein Hinweis auf die Unbrauchbarkeit eines Werkstücks liefert. Ausgeglühte, blau gefärbte Rohre rosten sehr schnell und können zudem unvermittelt brechen. Dieses einfache Verfahren für ein ästhetisches Brünieren einer Waffe scheidet deshalb aus.
Wir verwenden in den von uns beauftragten Büchsenmacher-Werkstätten u.a. deshalb die "Oxyd-Streichbrünierung", eine Technik, welche eine blau-schwarze Oberfläche erzeugt. Nur entspricht diese Farbe eben nicht dem alten "Colt -Blau".
Wir haben uns daher zum Bläuen von Läufen für die Verwendung von Salpeter und Ätznatron haltiger Bäder entschieden (nitre blue). Dieses mit Salpeter und Natron arbeitende Verfahren greift nur in die obersten Mikrometer einer Metalloberfläche ein und fügt der Waffe keinen Schaden zu. Die Abriebfestigkeit aller kritischen Komponenten bleibt damit erhalten. Ästhetisch kommt dieses Brünieren dem kräftigen Blau der Colts von vor 1863 sehr nahe.
Dennoch muss auch für dieses Verfahren die Waffe auf über 200 °C erhitzt werden. Mit Weichlot gefertigte Waffen sind für dieses Bläuen "Nitre Blue" nicht geeignet. Für historische Faustfeuerwaffen und deren Repliken ist dieses Verfahren zum Brünieren jedoch bedenkenlos empfehlenswert.